Begrünungsverfahren

Für die naturnahe Begrünung stehen verschiedene Methoden zur Verfügung, die sich in fünf zentrale Schritte unterteilen lassen:

  1. Herkunft von Saat- und Pflanzgut
  2. Flächenvorbereitung
  3. Aussaat und Pflanzung
  4. Entwicklungspflege
  5. Folgenutzung und Bewirtschaftung

 

Herkunft von Saat- und Pflanzgut

Für die Auswahl von Saat- und Pflanzgut für naturnahe Begrünungengen gilt es, möglichst lokales und damit standortangepasstes Material einzusetzten. Es gibt eine Vielzahl an Ernte und Produktionstechniken, die in zwei Kategorien unterschieden werden können: 

  1. Gebietseigenes Saat- und Pflanzgut aus Spenderflächen (= Direktbegrünung)
  2. Gebietseigenes Saat- und Pflanzgut aus Vermehrungskulturen (= Vermehrungssaatgut/ -pflanzgut)

 

1. Gebietseigenes Saat- und Pflanzgut aus Spenderflächen (Direktbegrünung)

Die direkte Ernte von Vermehrungsmaterial aus Spenderflächen kann weiter in zwei Unterkategorien aufgeteilt werden: 

    1. Direktübertragung: Übertragung von saatgut-/diasporenhaltigem Material
    2. Direktsaatgut/-pflanzgut: Direkt geerntetes Saat- und Pflanzgut aus Spenderflächen

a. Direktübertragung: Übertragung von saatgut-/diasporenhaltigem Material

Zur Direktübertragung zählen folgende Begrünungstechniken:

  • Schnittgutübertragung
  • Oberbodenübertragung 
Schnittgutübertragung

Unter der Schnittgutübertragung fallen alle direkten Übertragungen von saatguthaltiger/diasporenhaltiger Biomasse – Mahdgut, Mulch – von einer Spenderfläche auf eine Empfängerfläche. Die Schnittgutübertragung ist gut erprobt und hat sich für viele Begrünungsszenarien bewährt. Eine genaue Anleitung zur Schnittgutübertragung kann dem AGRIDEA-Praxismerkblatt entnommen werden:

AGRIDEA-Praxismerkblatt Schnittgutübertragung

 

Oberbodenübertragung

Die Oberbodenübertragung umfasst alle Techniken zur Übertragung von saatguthaltigem/diasporenhaltigem Boden – Oberboden, Soden – von einer Spenderfläche auf eine Empfängerfläche. Diese direkte, jedoch destruktive Methode eignet sich insbesondere dann, wenn die Spenderfläche ohnehin zerstört wird, etwa im Zuge von Bauvorhaben als Ausgleichs- und Ersatzmassnahmen.

b. Direktsaatgut/-pflanzgut: Direkt geerntetes Saat- und Pflanzgut aus Spenderflächen

Direktsaatgut/-pflanzgut wird mit verschiedenen Techniken direkt aus der Spenderfläche gewonnen. Hauptsächlich werden Bürst- und Druschverfahren genutzt und durch Handsammlung von Einzelarten ergänzt. Es können aber auch Saugverfahren eingesetzt werden. Das gewonnene Material wird dann getrocknet und aufbereitet, sodass es im Gegensatz zu Direktübertragungsmethoden wie gewöhnliches Saatgut gelagert und flexibel verwendet werden kann.

 

2. Gebietseigenes Saat- und Pflanzgut aus Vermehrungskulturen (Vermehrungssaatgut/-pflanzgut)

Gebietseigenes Saat- und Pflanzgut kann auch über Vermehrung von regionalen Ökotypen gewonnen werden. Dabei wird Saat- oder Pflanzgut von Ursprungspopulation durch Handsammlungen aus natürlichen Beständen (Spenderflächen) gewonnen und anschliessend vermehrt. Produktion von gebietseigenem Saat- und Pflanzgut kann als landwirtschaftliche Kultur oder auch gärtnerisch erfolgen.

Flächenvorbereitung

Die Vorbereitung der Empfängerfläche ist entscheidend für den Erfolg naturnaher Begrünungen. Eine angepasste Bodenbearbeitung ist dabei meist unerlässlich. Ihr Ziel ist es, den Konkurrenzdruck durch Gräser und (Un-)Kräuter zu minimieren und den neu eingebrachten Arten mit einem optimalen Saatbett beste Entwicklungschancen zu bieten.

Wichtige Schritte der Flächenvorbereitung

Die Empfängerfläche wird in der Regel in zwei Schritten vorbereitet:  

  1. Eine Grundbodenbearbeitung und
  2. eine Unkrautkur durch wiederholte, oberflächliche Bodenbearbeitungen.

Das angestrebte Resultat ist ein feinkrümeliges (nicht zu feines), gut abgesetztes und vegetationsfreies Saatbett.

1. Grundbodenbearbeitung

Die Grundbodenbearbeitung sollte an die spezifischen Bedingungen der Empfängerfläche angepasst werden, insbesondere hinsichtlich Unkrautdruck, Bodentyp und Feuchtigkeitszustand. Auf schweren Böden hat sich der Einsatz eines Pflugs (Winterfurche) bewährt, während auf leichten Böden eine Bodenbearbeitung im Spätwinter vorzuziehen ist, um zu starke Nährstoffauswaschung zu vermeiden. Bei geringem Unkraut- und Grasdruck können statt eines Pflugs auch andere mischende Maschinen wie Bodenfräse, Spatenmaschine, Grubber oder Kreiselegge eingesetzt werden.

2. Unkrautkur

Die Unkrautkur erfolgt durch wiederholte, oberflächliche Bodenbearbeitung im Abstand von zwei bis vier Wochen, sobald Unkrautkeimlinge sichtbar sind. Die Bearbeitungstiefe wird schrittweise reduziert, um keine tiefer liegenden Samen an die Oberfläche zu bringen. Bei starkem Unkrautdruck empfiehlt es sich, mit einem gröberen Saatbett zu beginnen, damit nach der Unkrautkur kein zu feines Saatbett entsteht. Für diese wiederholte Bodenbearbeitung sind gezogene Geräte wie die Federzinkenegge besonders geeignet, da mit rotierenden Geräten das Saatbett bei mehreren Überfahrten zu fein bearbeitet werden kann.

 

Besondere Bodenverhältnisse berücksichtigen

Nährstoffreiche Böden

Soll der Nährstoffgehalt der Empfängerfläche für eine naturnahe Begrünung reduziert werden, kann dies durch einen ein- bis zweijährigen Anbau von Starkzehrern ohne zusätzliche Düngung erreicht werden. In Kombination mit einer Winterfurche, die zur stärkeren Mineralisierung und Auswaschung überschüssiger Nährstoffe beiträgt, lässt sich der Nährstoffgehalt gezielt absenken.

Rohböden

Nach Infrastrukturprojekten wird häufig auf Rohböden eine naturnahe Begrünung angestrebt, sei es als ökologische Ausgleichsmassnahme oder zur Stabilisierung des Bodens. Dabei sind folgende Aspekte zu berücksichtigen:

  • Bodenverdichtung vermeiden: Um die natürliche Bodenstruktur zu erhalten, sollte eine Verdichtung durch Befahren oder maschinelle Bearbeitung so gering wie möglich gehalten werden. Besonders Böden mit einem Tongehalt über 30 % sind anfällig für Verdichtung.
  • Heterogene Bodenstrukturen schaffen: Rohböden bieten die Möglichkeit, gezielt heterogene Bodenprofile zu gestalten. Beispielsweise kann der A-Horizont ungleichmässig aufgebaut werden, um unterschiedliche Wachstumsbedingungen für Pflanzen zu schaffen.
  • Bodensetzung berücksichtigen: Neu angelegte Böden benötigen ausreichend Zeit zur Setzung, damit sich eine stabile Struktur und die für die Wasserversorgung wichtige Kapillarfunktion entwickeln kann. Das Anwalzen des Bodens kann diesen Prozess beschleunigen, alternativ kann eine natürliche Setzung durch Witterungseinflüsse erfolgen.

Erosionsgefährdete Böden

Gefährdungsfaktoren

Die Erosionsgefahr steigt mit der Hangneigung, dem Bodenaufbau und den klimatischen Bedingungen. Besonders ab einer Geländeneigung von 30° nimmt die Gefahr der Bodenerosion auf durchschnittlichen Standorten stark zu. Dabei spielen mehrere Faktoren eine Rolle:

  • Niederschlag: Neben der Niederschlagsmenge beeinflussen auch die Intensität und Verteilung die Erosionsanfälligkeit. Starkregen erhöht das Risiko erheblich. 
  • Flächengrösse in Hangrichtung: Je grösser die Fläche in Hangrichtung, desto höher die Wahrscheinlichkeit von Erosionsrinnen und Bodenabtrag. Ab Hanglängen von 50 m besteht ein erhöhtes Risiko von Erosionsrinnen.
  • Darüberliegende Flächen: Hangbereiche oberhalb können durch Oberflächenabfluss bei Starkniederschlägen zusätzlich zur Erosion beitragen.
  • Wind: Besonders exponierte Standorte mit geringem Pflanzenbewuchs sind anfällig für Winderosion, insbesondere auf sandigen oder trockenen Böden.
  • Bodenart:
    • Schluff- und sandreiche Böden sind besonders erosionsgefährdet, da sie leicht abgeschwemmt oder verweht werden.
    • Tonige und steinige Böden weisen eine höhere Widerstandsfähigkeit auf, wobei tonreiche Böden bei Vernässung zur Verschlämmung neigen können.
Erosionsschutzmassnahmen

Naturnahe Begrünungen auf erosionsgefährdeten Böden ist ohne Probleme möglich und sogar vorteilhaft. Um Bodenverluste zu minimieren sind jedoch bereits bei der Flächenvorbereitung Erosionsschutzmassnahmen zu berücksichtigen:

  • Oberflächenprofilierung quer zum Hang um den Wasserabfluss quer zum Hang zu verlangsamen und die Infiltration zu verbessern.
  • Ingenieurbiologische Massnahmen:
    • z.B. Erosionschutzvlies (Howolis)
  • Begrünungsverfahren mit Erosionsschutzwirkung wählen (siehe Ausbringung).

Aufwertung von Teilflächen

In manchen Fällen ist eine teilflächige Aufwertung sinnvoll, insbesondere wenn der bestehende Bestand noch viele erhaltenswerte Pflanzenarten enthält. Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn durch Extensivierung die Wüchsigkeit der Wiese bereits nachgelassen hat und dadurch weniger konkurrenzfähige Arten gezielt neu eingebracht werden können. Für die Aufwertung können sich folgende vefahren eignen: 

  • Streifensaat: 3 bis 6 m breite in die Empfängerfläche gefräste oder gepflügte Streifen in einem Abstand von ca. 10 m. Unkrautkur erfolgt bis ein vegetationsfreies Saatbett entsteht. 
  • Streifenfrässaat: Die Schaffung von Lücken kann bei geringem Unktrautdruck auch mit einer Streifenfrässaat (schmale Streifen) in Betracht gezogen werden.

Übersaaten ohne die Schaffung von Lücken im Bestand habe sich in den meisten Fällen nicht bewährt.

Ausbringung

 

 

Entwicklungspflege

In Erarbeitung, schauen Sie bald wieder vorbei!